Geschichte

Der Kirchenbau



Pfarr- und Wallfahrtskirche
FRAUENBERG - MARIA REHKOGEL

Patrozinium: Maria zu den Sieben Schmerzen
Dekanat Bruck an der Mur, Diözese Graz-Seckau
Seehöhe: 941 Meter ü. d. Meeresspiegel
 

 

 

GESCHICHTE
(Klicken Sie auf die Bilder um diese zu vergrößern)

Rehkogel Anischt Nordwest Auf einem Bergrücken, südöstliche der Stadt Kapfenberg und hoch über dem Mürztal, liegt in prächtiger Lage der Wallfahrtsort Frauenberg - Maria Rehkogel.
 

Wie viele andere Wallfahrtsorte, hat auch Maria Rehkogel legendenhafte Züge in der Entwicklungsgeschichte aufzuweisen. Die drei Bergbauern Gruber, Schwamberger und Trummer, deren Gehöfte mit gleichlautenden Vulgonamen heute noch bewirtschaftet werden, traten auf der Anhöhe häufig zum Gebet zusammen. Freilich Gnadenstatue am Hochaltar, 2. H. 14. Jh.auch mit dem Wunsch, hier wenigstens ein Andachtskreuz aufstellen zu dürfen. Eines Tages, als Gruber gerade diesen Platz betrat, fand er einen Rehbock friedlich grasend, genau an jener Stelle, wo sich auch eine Pietà im Gras fand. Darauf fassten die Bauern den Beschluss, hier eine Kirche zu bauen. Der zuständige Pfarrer von St. Lorenzen im Mürztal aber war der Meinung, die Kirche sollte in der Graschnitz gebaut werden, da dort mehr Leute wohnten. Also übertrug man die Pietà nach Graschnitz, doch neunmal kehrten Pietà  und Reh an den ersten Platz zurück, so dass sich alle über den heutigen Standort einig waren. Um 1354 soll hier die erste Kapelle erbaut worden sein.

Der Name Rehkogel scheint urkundlich erstmals 1488/89 auf und erklärt sich aus der eben geschilderten Entstehungslegende. Im Jahr 1434 zinste "Leo am Poloters" dem Stift Admont für jenes Gehöft, auf dessen Platz heute das Pfarrhaus steht. Rund um diesen kleinen Admonter Besitz  gehörte die Gegend den Herren von Stubenberg, darunter auch der im Jahr 1396 genannte "Moser am Baloters", ein Gehöft, das heute ebenfalls noch bewirtschaftet wird. Zwischen 1489 und 1541 hört man nichts vom Rehkogel. Erst im Jahr 1542 scheint der Name wieder auf: der "Wiert am Rechkhogl" ist der Stubenberger Teilherrschaft Kapfenberg dienstbar - heute das Gasthaus westlich der Kirche.

Trotz anfänglichen Zögerns erwiesen sich die Pfarrer von St. Lorenzen im Mürztal als große Förderer des Wallfahrtsortes. Dies steigerte sich 1577, als die Jesuiten aus Graz mit der Seelsorge betraut wurden. Daraus wird auch die außergewöhnlich reichhaltige Ausstattung zwischen 1769 un 1779 verständlich, deren Anschaffung durch Wolf Jakob von Fraydenegg-Monzello (Schloss Nechelheim) besonders gefördert wurde.

Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 blieb Maria Rehkogel weiterhin Filialkirche von St. Lorenzen, wurde 1801 zum Vikariat und 1892 zum Sitz einer Pfarre erhoben.

 

 

<< top >>

 

DER KIRCHENBAU
(Klicken Sie auf die Bilder um diese zu vergrößern)

Spätgotische Bauphase

Kirche Innen Am 30. Mai 1489 bitten Richter und Rat der Stadt Bruck an der Mur den Admonter Abt Anton (I.) Dei Gratia, den Grundstein für die neue Kirche "auf dem Rechkhogl" zu legen. Zudem berichten die Brucker, sie hätten "ainen gutn werhlichen stainmetzen von Praunau herab bracht", worauf der Abt am 4. Juni 1489 seine Mitwirkung zusagte. Am 18. Juli 1489 schickte der Abt Prior, Kanzler und Stiftskämmerer nach Rehkogel, um den Kirchenbau besichtigen zu lassen.

Die Jahreszahlen 1493 im Chorgewölbe und 1496 an der südöstlichen Chorecke deuten jedenfalls an, dass zu dieser Zeit wenigstens die Joche des Chorbaues fertig gestellt waren. Das bestätigen auch die Wappenschilder am Gewölbe des ersten Joches. Neben dem österreichischen Reichswappen und jenem Kaiser Maximilians I. sind die Wappen der am Bau beteiligten Parteien festgehalten: Pfarrer Ludwig Zeilhart von St. Lorenzen ( ca. 1483 - ca. 1497), Stift Admont (Bauplatz), die "Pecken von Grec" (Grazer Bäckerzunft) als Förderer, Albrecht Dhiem, Kirchmaister (Brucker Bürger), dem wohl die örtliche Bauleitung oblag. Abt Leonhard Steinacher von Admont (1491-1501) und die Herren von Stubenberg als angrenzende Grundherren.

Auf die spätere Vollendung des zweijochigen Langhauses weist eine Inschrift am Gewölbe hin: O IM 526 IAR / B IHS P. Die Buchstaben B und P passen für Bernhard Polhaymer, der auch auf der Rückseite des Titelblattes zum Admonter Hüttenbuch genannt wird. Dieses Hüttenbuch wurde 1480 von Sebastian Denk begonnen, der in der älteren Forschung für den Baumeister von Rehkogel gehalten wurde, was nach heutiger Ansicht jedoch nicht mehr haltbar ist.

Der Kirchenbau besteht aus Orgelempore einem in gleicher Breite durchlaufenden Langschiff mit vier Jochen, die beiderseits von Einsatzkapellen begleitet werden, welche zwischen Wandpfeilern liegen. Die eigentliche Trennung von Langhaus und Chor ist nur durch die Einführung einer Gurtrippe zwischen zweitem und drittem Joch sowie durch verschieden gefärbte Gewölberippen erkennbar. Bei genauerem Blick jedoch erweisen sich die Kapellen des eigentlichen Langhauses als doppelt so breit wie jene des Chorteiles, doch wird dieser Eindruck durch die 1688 vollendeten Emporenbauten zusätzlich beeinträchtigt. Ursprünglich, also vor der Ummantelung der gotischen Langhauspfeiler im Zuge des Emporeneinbaus, war der gotische Bau eine dreischiffige Staffelhalle (die beiden westlichen Joche), an die der Chor mit acht Einsatzkapellen zwischen Wandpfeilern anschloss.

Die Rippenbildung des Schiffes aus achtseitigen Rautensternen (Wechselberger Figuration) ist in der Steiermark eine Besonderheit. Weiters ist über den Arkaden der Einsatzkapellen im Chorteil jeweils ein dekorativer Kielbogen aufgesetzt, der im ersten und zweiten Joch (Langhaus) fehlt. Vielleicht ist auch dieses Detail ein Hinweis auf die zeitverschiedene Einwölbung beider Raumteile. Die Rippenfiguren an den Kapellengewölben weisen durchwegs verschiedene Rautensterne und Parallelformen auf. Der Chorschluss, heute durch den Erweiterungsbau von 1769 gestört, war einst durch einen 4/8-Schluss gebildet worden. Wobei der Wandpfeiler zwischen den beiden heute entfernten mittleren Kapellen achsial auf den Kirchenraum ausgerichtet war - eine "Reminiszenz an Hans von Burghausens Achsialpfeiler in Salzburg und Landshut" (G. Brucher). Der vorgezogene Westturm mit abgetrepptem Längsschnitt im Chorbereich Portal stammt ebenfalls aus der gotischen Bauphase der Kirche.

Wenngleich der urkundlich überlieferte Steinmetzmeister aus Braunau nicht namentlich genannt wurde, so weisen doch mehrere Merkmale auf eine Verbindung zur Stadtpfarrkirche Braunau (ab 1485 Neueinwölbung nach Einsturz) und ihren Baumeister Stephan Krumenauer. Dabei sind die Kielbögen über den Kapellenarkaden oder die Wechselberger Figuration besonders zu erwähnen.

 

 

Barocke Zubauten

Die große Zunahme des Wallfahrtsbetriebes im 18. Jahrhundert zeigte, dass mit den 1662 (Hochaltar) und 1688 (Musikempore) vorgenommenen Adaptierungsarbeiten am gotischen Bau nicht mehr das Auslangen gefunden werden konnte. Nun aber kam es zu einer großzügigen Erweiterung des Kirchenraumes, indem der gotische Altarbereich durchbrochen und barocker Längsraum angefügt wurde. Dieser Bauteil besteht aus zwei elliptisch überwölbten Querjochen und einem Chorhaupt mit 5/8-Schluß ohne Lisenen.

Als Schöpfer dieses gefälligen Bauwerks erweist sich der in Kindberg ansässige Baumeister Martin Rothmeyer, der 1766 mit dem Neubau der Stadtpfarrkirche Mürzzuschlag begann. Am 26. April 1769 fand hier in Maria Rehkogel die Grundsteinlegung statt. Das Gebäude dürfte 1772 schon vollendet gewesen sein, denn Rothmeyer erhielt bereits am 8. April gleichen Jahres den Auftrag, mit dem Neubau der Pfarrkirche Kindberg zu beginnen.

 

Copyright(c) 2003 Pregetter. Alle Rechte vorbehalten.
www.pregetter.at E-Mail: office@pregetter.at

Seitenanfang

<< top >>